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Wirkerei 4.0, die digitale Zukunft der Wirkerei

Interview mit Christof Naier, President der Business Unit Wirkerei der KARL MAYER Gruppe

Wirkerei 4.0

Erklärungen zur digitalen Zukunft der Wirkerei von Christof Naier, President der Business Unit Wirkerei der KARL MAYER Gruppe

Die Geschichte der industriellen Produktion ist geprägt von kontinuierlichen evolutionären Veränderungen. Nach ihren Anfängen in den 1800er-Jahren mit der Entdeckung der Dampfmaschine begann 100 Jahre später die Massenproduktion und in den 1970er-Jahren leitete die Erfindung des Computers die Industrie-3.0-Ära ein. In der Folgezeit etablierten sich Computer in allen Bereichen des täglichen Lebens. Mit der anschließenden Entwicklung des Internets und der Cloud-Technologie wurde das heutige Zeitalter der Industrie 4.0 eröffnet. Welche Veränderungen bringt die jüngste Entwicklungsetappe für die Wirkerei mit sich? Wie sieht die digitale Zukunft dieser Technologie in einer Branche mit langer Tradition aus? Ulrike Schlenker aus dem Bereich Corporate Cummincation bei KARL MAYER befragte hierzu Christof Naier, President der Business Unit Wirkerei der Unternehmensgruppe Gruppe.

US: Welcher Hauptunterschied besteht zwischen Industrie 3.0 und 4.0?

CN: Die beiden Epochen unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihren Fokus. Waren die wichtigsten Themen von Industrie 3.0 die Leistungsfähigkeit von Hardware und Vernetzung, geht es bei Industrie 4.0 vor allem um Daten. Die Erhebung und Sammlung großer Datenmengen macht vollständige Transparenz möglich. Transparenz wiederum erlaubt die Vorhersage von Ereignissen, u. a. bei der Instandhaltung. Durch eine laufende Überwachung lässt sich beispielsweise ein Anstieg der Betriebstemperatur eines Motors erkennen und mittels entsprechend gewonnener Daten der Grund für die Temperaturerhöhung lokalisieren und beheben, bevor der Motor ausfällt. Ausgehend von Ereignisprognosen kann auch über automatisierte Aktionen nachgedacht werden, z. B. über das selbsttätige Runterfahren der Drehzahl der Maschine, bis das Motorproblem gelöst ist, um bei dem Überhitzungsfall zu bleiben.

US: Wie wichtig sind Cloud-Lösungen bei der Erschließung von Möglichkeiten wie dieser?

CN: Mit WeChat, WhatsApp, PayPal & Alipay, Amazon und ähnlichen Angeboten nutzen wir bereits vielfältige Cloud-Computing-Lösungen in unserem Alltag, ohne darüber nachzudenken. Nun findet diese Technologie ihren Weg in die Industrie und eröffnet uns neue Möglichkeiten, u. a. bei der Aftersales-Betreuung und Instandhaltung der Maschinen unserer Kunden. Wir bauen hier auf drei verschiedenen Säulen auf.

Ein großer Bereich ist Care Solutions: Bisher hat sich der Kunde per Smartphone, App oder E-Mail mit unserem Team ausgetauscht, wenn er Supportleistungen brauchte. Die Kommunikation erfolgte dabei oft ziemlich unstrukturiert. Über eine neu entwickelte Plattform kann sie nun auf einfachstem Wege und sehr zielgerichtet geführt werden. Dank der Vernetzung verfügen wir dann bereits über alle notwendigen Informationen zur Maschine, haben Zugriff auf das aktuelle Logfile und können mit ersten Maßnahmen unterstützen.

Als zweite Säule bieten wir dem Kunden Zugang zum gesamten Wissen über den Wirkprozess, das KARL MAYER zur Verfügung steht. Im Prinzip geht es darum, unsere Kunden mit speziellen Funktionen zu unterstützen, die höchste Produktivität und eine reproduzierbare Qualität gewährleisten. Wir haben diese Themen unter dem Begriff Smart Machine zusammengefasst.

Die dritte Säule schließlich umfasst unsere digitalen Lösungen, u. a. für die Sammlung von Leistungs- und Effizienzdaten der Maschine, dazu passende Auswertetools und hilfreiche Funktionen wie ein Alarmsystem der Maschine. Die Maschine sendet z. B. automatisch ein Warnsignal auf das Handy des Bedieners und teilt diesem mit, dass in Kürze ein Kettbaum gewechselt werden muss.

Des Weiteren bieten wir Lösungen für innovative Design-Software an. Die neue Technologie ermöglicht es unseren Kunden, mit ihren weltweiten Partnern sehr einfach kollaborativ und über Ländergrenzen hinweg gemeinsam Musterungen zu entwickeln. Dies funktioniert in ähnlicher Weise, wie wir mit Microsoft Teams oder Zoom arbeiten.

Dank unserer innovativen k.ey Box garantieren wir bei der Nutzung all dieser Angebote höchste Daten- und IT-Sicherheit für den Kunden, einschließlich all seiner Niederlassungen und Partner.

US: Mit diesem Supportkonzept minimieren Sie das Betriebsrisiko und maximieren den Nutzen für den Kunden. Wie weit sind Sie bei der Umsetzung?

CN: Unsere Kunden profitieren bereits von zahlreichen Lösungen. Im Bereich Smart Machine können sie beispielsweise mit unserem Pattern-Data-System hochoptimierte Legungsdaten aus der Cloud auf ihre Maschine laden. Diese optimalen Bewegungssequenzen garantieren höchste Arbeitsgeschwindigkeiten der Maschine bei perfekter Qualität.

Unser Care-Solutions-Team ist im Supportfall 24/7 verfügbar. Für erste Produkte bieten wir bereits Care-Solutions-Pakete an, mit denen die Kunden von fixen und vor allem planbaren Service-Kosten profitieren. Auch das erwähnte Alarmsystem und Auswertetools sind schon erhältlich. Mit diesen Tools können unsere Kunden die Effizienz ihrer Produktion signifikant steigern.

Für die einfache und transparente Organisation von Service-Maßnahmen hat KM.ON ein neues Planungstool entwickelt. An weiteren Lösungen arbeiten wir mit Hochdruck.

US: Ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Gespräch.

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Christof Naier, President der Business Unit Wirkerei der KARL MAYER Gruppe

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