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Upcycling-Projekt KNIT COUTURE

Fashion-Design-Studierende der Hochschule Reutlingen hauchen historischen Strickmustern von STOLL neues Leben ein

Eine enge Zusammenarbeit von Bildungsinstitutionen und der Industrie ist in der heutigen Zeit elementar: Sie kann junge Studierende zu neuen Ideen beflügeln, ihnen Perspektiven für die Zukunft bieten und neue Leidenschaften wecken. Unter diesem Aspekt wurde das Upcycling-Projekt KNIT COUTURE zwischen der Marke STOLL – Teil der KARL MAYER GROUP – und der TEXOVERSUM Fakultät Textil der Hochschule Reutlingen für das 3. Semester Modedesign initiiert. Die beiden Partner gehören zu den Spitzen-Playern ihrer Branche. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.

Sowohl die betreuende Professorin Natalie Seng als auch die Projektpartner bei STOLL sind von den kreativen Leistungen der Studierenden angetan. „Die Arbeiten zeugen von außergewöhnlicher Kreativität und Vielfalt. Es ist nicht selbstverständlich, dass Studierende im 3. Semester bereits diese gestalterische Leistung zeigen. Wir sind gespannt, wie sich die Studierenden im Verlauf ihres Studiums weiterentwickeln werden, und hoffen natürlich, dass wir mit diesem Projekt das Interesse für die Arbeit mit Flachstrick wecken konnten“, sagt Ellen Judith Müller, 3D-Designerin bei STOLL.

Kooperation der Besten

STOLL ist ein Branchenführer in der Flachstrickmaschinen-Technologie und verfügt über eine Vielzahl an gestrickten Muster sowie in Form und nahtlos gestrickten Bekleidungsprodukten, die die Möglichkeiten der Flachstricktechnologie haptisch greifbar machen. Regelmäßige Trendkollektionen symbolisieren beständig neue technologische Möglichkeiten.

Die Hochschule Reutlingen wurde erst kürzlich von dem Bewertungsportal StudyCheck zur „Top-Hochschule“ in Baden-Württemberg gekürt. Im bundesweiten Ranking der Hochschulen für angewandte Wissenschaften belegt sie Platz zwei. Im Rahmen des Modedesignstudiums setzen sich die Studierenden am TEXOVERSUM in Reutlingen u. a. mit Zukunftsthemen in der Mode wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Spannungsfeld zwischen Handwerk und Konsumgesellschaft auseinander.

Nachhaltigkeit im Fokus

Eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit hatte auch das gemeinsame Projekt KNIT COUTURE zum Inhalt. Insgesamt 13 Studierende sollten aus historischen Strickmustern von STOLL Inspiration schöpfen und neue Looks kreieren, die alten Materialien in einen modernen Kontext setzen und ihnen eine neue Wertigkeit verleihen. Die jungen Kreativen entwickelten Moodboards, Farb- und Kollektionskonzepte und hieraus eine Zusammenstellung von mindestens zehn verschiedenen Looks. Die finale Umsetzung umfasste vier Outfits: zwei real gefertigte Modelle und zwei digitale 3D-Simulationen. Die entstandenen vielfältigen Kreationen hauchten den historischen Strickmustern von STOLL neues Leben ein.

AUS ALT MACH NEU UND MEHR

Lisa Bassot beispielsweise möchte mit ihrer Kollektion „Old is the new new“ eine junge Zielgruppe mit einer modernen Formensprache ansprechen. Im Fokus hat sie dabei Youngsters, die sich mit der Herstellung und den individuellen Modifikations- und Kombinationsmöglichkeiten ihrer Kleidung auseinandersetzen. Lisa Bassot möchte dazu motivieren, Bekleidung über mehrere Jahre zu tragen und den Inhalt des Kleiderschranks wertzuschätzen. Die Outfits aus bereits Vorhandenem überzeugen durch Kreativität: Gestrickte Hosen wurden gefüllt und zu neuartigen Oberteilen geknotet. Aus Tops entstand ein mehrlagiger Rock mit Schnürung und zwei Pullover wurden zu Accessoires umfunktioniert.

Abb. 1: Kollektion „Old is the new new“ von Lisa Bassot

Auch die Gruppenarbeit von Janna Sautter und Özgenur Kesimal zeugt von Gespür für aktuelle Trends: Die Kollektion „Break the system“ der beiden Designerinnen demonstriert mit von Streetstyle inspirierten Outfits, wie modern Upcycling aussehen kann. In ihren Designs haben sie nicht nur gestrickte Muster von STOLL, sondern auch deren Verpackungsmaterialien aufgegriffen. Neuartige Strickkreationen wurden mit gefüllten Plastik-Puffer-Kleidungsstücken kombiniert. Damit setzten die Designerinnen ein Statement dafür, dass kein Material vom Upcycling-Gedanken ausgeschlossen werden sollte.

Abb. 2: Kollektion „Break the system“ von Janna Sautter und Özgenur Kesimal

Verpackungen inspirierten auch Kirsten Hippmann und Klara Mahn zu ihrer Kollektion „Selfesque“. Die Studierenden füllten das eigentliche Abfallmaterial mit zerschnittenen Strickmusterschnipseln und fertigten daraus Korsagen und einen Umhang. Zudem nutzten sie überschüssiges Garn für neue Strickentwicklungen auf der hochschuleigenen STOLL-Strickmaschine. Die neuen Kreationen wurden mit historischen Musterteilen, Satin, Bordüren und Federaccessoires kombiniert.

Abb. 3: Kollektion „Selfesque“ von Kirsten Hippmann und Klara Mahn

Karina Gaus hingegen rückte in ihrer Arbeit „Tails of the forest“ die Natur ins Zentrum ihrer Kollektionsentwicklung. Die Natur sei für sie ein magischer Ort, den es zu schützen gilt, so die angehende Designerin. Stilistisch wurde sie von märchenhaften Geschöpfen inspiriert. In ihrer Umsetzung verwandelt sie eine Vielzahl von STOLL-Strickmustern durch Smok-Techniken, Schichtungen, Kräuselungen und Stickereien zu fantastischen neuen Wesen.

Abb. 4: Kollektion „Tails of the forest“ von Karina Gaus

Bilgen Colak hat mit ihrer Arbeit „Contamination“ ebenfalls die Natur im Fokus. Mit verschmutzten und dekonstruierten Modellen prangert sie die gegenwärtige Umwelt- und Meeresverschmutzung gestalterisch an. Hierfür verfremdete sie ursprünglich farbenfrohe Strickmuster mit Färbetechniken und Foliendruck, um die Kontaminierung der Natur zu visualisieren.

Abb. 5: Kollektion „Contamination“ von Bilgen Colak

Sophia Heinisch verweist bei ihrer Kollektionsentwicklung auf aktuelle gesellschaftliche Themen, beispielsweise auf die gegenwärtige Frauenbewegung im Iran und die Forderung nach Durchsetzung von Menschenrechten. „Mit meiner Kollektion ‚Change.org‘ möchte ich denjenigen, die den Mut haben aufzustehen, um für eine bessere Zukunft zu kämpfen, meinen Respekt zollen und meine Bewunderung ausdrücken“, sagt Sophia Heinisch. Ihre Kollektion steht für Empowerment, den Mut zur freien und individuellen Meinungsäußerung. Mit handwerklichem Geschick kombinierte sie unterschiedliche Techniken wie Patchwork, Häkeln, Siebfoliendruck und klassische Schnittkonstruktion, um ausdrucksstarke Modelle zu gestalten.

Abb. 6: Kollektion „Change.org“ von Sophia Heinisch

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Knit Couture Jelena Bozic

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