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Nachhaltigkeit ist in Mode

Wie ein Traditionshersteller die Pandemie meistert: Walter Colombo von Iluna im Gespräch mit Jamie Heather von KARL MAYER

Iluna ist ein traditioneller europäischer Spitzenhersteller, der seit über 50 Jahren die Trends der Branche bestimmt. Bereits der Gründer, Luigi Annovazzi, startete 1969 mit einer epochalen Idee. Der Unternehmer hatte das Ziel, vorgeformte BH-Cups zu produzieren. Wenig später launchte er das erste gemoldete Cup-Modell und etablierte seinen Betrieb als führenden Anbieter in diesem Bereich. Mitte der 1980er-Jahre begann Iluna als erster Produzent in Europa mit der Fertigung von elastischer Spitze. Zudem entstand im Laufe der Jahre ein Produktions- und Handelsnetzwerk mit Beteiligungsgesellschaften in Polen, China und den USA. Heute beschäftigt Iluna weltweit rund 300 Mitarbeiter. In seinen Werkhallen laufen 80 Wirkmaschinen von KARL MAYER und fertigen hochwertige Textilien: elastische und unelastische Spitze, Tülle, Mikrofaserartikel und vieles mehr. Die schicken Gewirke gehen in den Lingerie-, Miederwaren- und Bademodenbereich. Darüber hinaus ist Iluna einer der größten Strumpf- und Seamless-Bekleidungs-Hersteller. Auf dem Weg zum Erfolg hat das Traditionsunternehmen viele Krisen gemeistert. Wie Iluna mit der derzeitigen Corona-Pandemie umgeht und auch künftig erfolgreich sein wird, wollte KARL MAYER-Spitzenspezialist Jamie Heather wissen und fragte bei Walter Colombo, R & D-Manager im Hause Iluna, nach.

JH: Corona hält die Unternehmen weltweit in Atem. Mit welchen Maßnahmen und Strategien bleibt Iluna in der Krise am Ball?

WC: Bereits vom ersten Tag an gelten bei Iluna akribische Sicherheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz. Die Belegschaft bekommt Schutzausrüstung und ist aufgerufen, Abstand zu halten. Durch die Einschränkung unserer Reisetätigkeit gewinnen eine aktive digitale Präsenz auf Social-Media-Kanälen und unserer Website sowie Online-Meetings enorm an Bedeutung. Diese Remote-Methoden sind ein Sprung in die Zukunft und in gewisser Weise ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Weniger Reisen und eine stärkere Nutzung digitaler Kanäle werden auch nach der Pandemie wichtig sein.

JH: Nutzen Sie die Online-Möglichkeiten auch, um Ihre neuen Kollektionen zu launchen und neue Vertriebskanäle zu entwickeln?

WC: Ja, wir haben einen vollen Terminkalender für Online-Meetings, bei denen wir und unsere Vertreter Trends und Produkte präsentieren. Die Angebote sind nach Registrierung auch auf unserer Website www.iluna.com mit verschiedenen Berechtigungsstufen verfügbar. Unsere Kunden haben Zugang zu den Kollektionen, können Muster anfordern und schließlich Bestellungen aufgeben. Zudem überarbeiten wir gerade unsere Website. Der Look wird moderner und einfacher und unser E-Shop bekommt eine nutzerfreundlichere Oberfläche.

JH: Gibt es darüber hinaus neue Ansätze bei der Design- oder Produktgestaltung?

WC: Wir gehen mit unserer Forschung und Entwicklung prinzipiell einen anderen Weg: Wir verbessern unsere Produkte, indem wir uns zunehmend auf Nachhaltigkeit und stilistische Innovationen fokussieren. Die Nachhaltigkeit steckt dabei im Detail. Sie ist Gegenstand der täglichen Arbeit in unserem Iluna Lab, unserem hochmodernen Forschungs- und Entwicklungszentrum. Hier werden Spitzenartikel konzipiert, die umweltgerechte Materialien in moderne Bekleidung bringen. Mit unserem Iluna Lab sind wir beim Nachhaltigkeitstrend Pionier und Wegbereiter.

Ausdruck unserer smarten Werte ist das Zertifikat STeP by OEKO-TEX®, das unser Umweltschutzengagement auszeichnet. Wir sind zudem der erste Spitzenhersteller mit GRS-Zertifikat und Produkten, die durchweg nach OEKO-TEX® Standard 100 zertifiziert wurden. Mit dieser Ausrichtung liegen wir richtig. Der Trend zu nachhaltigen Produkten nimmt bereits seit mehreren Saisons zu. Durch die Corona-Pandemie wurde er deutlich beschleunigt.

JH: Mit welchen Angeboten kommen Sie der Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit nach?

WC: Wir fertigen derzeit 70 % unserer Produkte aus nachhaltigen Materialien und bieten zwei innovative Nachhaltigkeitskollektionen an: Green Label und BIOLINE.

Green Label wird ausschließlich in Italien hergestellt, besteht aus recycelten Materialien und ist GRS-zertifiziert. Die beiden wichtigsten Bestandteile sind Q-NOVA® by Fulgar, ein Polyamid 6.6 aus Pre-Consumer-Rohstoffen, und das Premium-Recycling-Stretchgarn ROICA™ EF. Das leistungsstarke und nachhaltige Garn ist Teil der ROICA Eco-Smart™ Familie, die zu mehr als 50 % aus Pre-Consumer-Recyclingmaterial besteht. In dieser Saison wird Green Label um die weltweit erste beflockte Ware erweitert, die zu 100 % GRS-zertifiziert ist. Die exklusive Entwicklung eröffnet Marken und Einzelhändlern neue Möglichkeiten. Sie wird vollständig aus recycelten Materialien hergestellt und bietet durch eine hochgradig anpassbare Lösung unendliche Druckmöglichkeiten.

Die BIOLINE-Kollektion hat die Kreislaufwirtschaft im Fokus und besteht aus dem Polyamid 6.6-Garn AMNI SOUL ECO®. Die Faser ist unter anaeroben Bedingungen biologisch abbaubar. Fünf Jahre nach der Entsorgung ist das Material zersetzt. Ein weiterer Bestandteil ist das nachhaltige Premium-Stretchgarn ROICA™ V550, das sich nach dem Gebrauch gemäß der Hohenstein-Umweltverträglichkeitszertifizierung ohne schädliche Restsubstanzen intelligent abbaut. ROICA™ V550 verfügt außerdem über das Gold Level Material Health Certificate.

Iluna hat als einer der allerersten Spitzenhersteller die Stretch-Lösungen der ROICA Eco-Smart™ Familie eingesetzt. Wir haben beschlossen, unsere gesamte Produktion elastischer Spitze darauf umzustellen. Darüber hinaus nutzen wir umweltfreundliche Naturfarben beim Färben. Auch in diesem Jahr präsentiert Iluna ein außergewöhnliches Sortiment an Naturfarben aus pflanzlichen Farbstoffen und eine Farbkarte mit 14 Tönen, die ständig erweitert wird. Alle Farbstoffe sind GOTS-zertifiziert und erfüllen bezüglich ihrer Farbechtheit die Anforderungen des OEKO-TEX® Standard 100.

JH: Neben dem Material ist der Look wichtig. Für die Post-Corona-Zeit erwarten viele einen Aufbruch im Fashionbereich. Welche Designs halten Sie bereit?

WC: Wir präsentieren eine unbeschwerte und frische Kollektion, eine Sommerbrise, ein Zeichen der Wiedergeburt nach einer starken Periode, in der wir Resilienz beweisen mussten. Die Kreationen zeigen sich unerwartet und positiv und mit verantwortungsvollen Werten für alle, die Mode intelligenter machen wollen.

JH: Gibt es aus Ihrer Sicht auch Möglichkeiten für vollkommen neue Märkte, beispielsweise Spitze für Männerunterwäsche? Ist Iluna in diesem Bereich aktiv?

WC: Wir haben bereits Artikel für Männerwäschelinien entwickelt und präsentiert und arbeiten regelmäßig mit entsprechenden Kunden zusammen. Die Anforderungen an Know-how und Technologie sind ähnlich wie in der Damenwäschefertigung. Allerdings sind die Designs anders, weniger floral und romantisch, mehr aggressiv.

Zum Schluss des Interviews geht es um die Zusammenarbeit der beiden langjährigen Partner. Die kreativen Muster von Iluna werden traditionell auf KARL MAYER-Maschinen umgesetzt. Das erste Modell wurde 1986 geordert. Anschließend folgte eine Kooperation, bei der Iluna auch als Counterpart bei Entwicklungen neue Maschinen testete. Seit den 1990er-Jahren ist dieses Engagement zurückgegangen, aber Walter Colombo betont, dass sein Unternehmen weiterhin sehr daran interessiert sei, gemeinsam mit KARL MAYER Innovationen für die Spitzenherstellung auf den Weg zu bringen. Gefragt nach seinen Wünschen für weitere Maschinenoptimierungen antwortet Walter Colombo: „Verbesserungen beim Musterwechsel“. Diese sollten sehr einfach möglich sein und die Rüstzeiten gesenkt werden, um auch kleine Metragen wirtschaftlich fertigen zu können – Anforderungen, die KARL MAYER bereits im Fokus habe, sagt Jamie Heather, bevor er sich bei Walter Colombo für das Gespräch bedankt

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